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Neuer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen: Verkehrslärm

Verkehrslärm sollte als neuer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) anerkannt werden. Das fordert eine internationale Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz. Die Ergebnisse des Reviews deuten darauf hin, dass herkömmliche Risikofaktoren einer umfassenden Bewertung des CVD-Risikos nicht gerecht werden.

Präklinische, klinische und epidemiologische Evidenz untermauert nachdrücklich die These, dass Verkehrslärm ein bedeutender Umweltfaktor ist, der zur Entwicklung verschiedener kardiovaskulärer und zerebrovaskulärer Erkrankungen beiträgt – darunter KHK, akutes Koronarsyndrom, arterielle Hypertonie, Schlaganfall und Herzversagen.  Eine in das Review integrierte aktuelle Analyse zum Thema Verkehrslärm und CVD belegt eindrücklich, dass pro 10 dBA das Risiko für die Entwicklung von Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz um 3,2 % signifikant ansteigt.

Gesundheitliche Auswirkungen von Lärm

Die Ergebnisse neuerer translationaler Studien an Tieren und Menschen stützen die Idee, dass Lärm mit Störungen des Redox-Gleichgewichts, der Gefäßfunktion und mit Störungen der autonomen und metabolischen Prozesse verbunden ist. Diese lärmbedingten Auswirkungen verschlimmern nicht nur die negativen gesundheitlichen Folgen herkömmlicher kardiovaskulärer Risikofaktoren wie arterielle Hypertonie und Diabetes, sondern beschleunigen auch atherosklerotische Prozesse und erhöhen das Gesamtrisiko von CVD. Die Forschenden weisen darauf hin, dass präklinische Tierstudien zwar wertvolle Erkenntnisse liefern, aber aufgrund der artspezifischen Unterschiede im Hörbereich und in der Lärmwahrnehmung nur bedingt auf die lärmbedingten Gesundheitsauswirkungen beim Menschen übertragbar sind. Daher sollten die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden.

Ein wichtiges Ergebnis aus Tierstudien ist jedoch, dass der Schalldruckpegel selbst möglicherweise nicht der entscheidende Faktor für lärmbedingte kardiovaskuläre Schäden ist, sondern dass die Frequenz oder das Geräuschmuster wichtiger sein könnten. Daher ist es dringend geboten, die gesundheitlichen Auswirkungen verschiedener Lärmquellen zu untersuchen. Besonders nächtlicher Verkehrslärm führt zu einer häufigen Unterbrechung und auch Verkürzung des Schlafes, zu einer Erhöhung des Stresshormonspiegels und einem erhöhten oxidativen Stress im Gefäßsystem und im Gehirn – und so zur vermehrten Bildung freier Radikale. Diese Faktoren können Gefäßstörungen, Entzündungen und Bluthochdruck fördern und dadurch das CVD-Risiko erhöhen.

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